In Siquijor sollen seit langem Schamanen und Hexen leben, welche die Menschen mit ihren Kräften heilen können. Aber auch von schwarzer Magie ist die Rede, weshalb Filipinos und Filipinas von anderen Inseln Siquijor eher meiden. Wir sind neugierig und wollen herausfinden, was es mit der Magie auf sich hat.

Der Schamane in San Antonio

Zuerst besuchen wir einen Schamanen in San Antonio. Kaum im Dorf angekommen, werden die Einheimischen auf uns aufmerksam und führen uns den Weg zum Haus des Schamanen. Seine Familie lebt in einfachen Verhältnissen in einem kleinen Holzhaus. Wir werden von der Frau des Heilers herzlich in Empfang genommen, sie führt uns zur Tür hinein in einen Raum. Wir setzen uns auf eine Holzbank, über uns hängen hölzerne Amulette an der Wand und auf einem Regal stehen Ölflaschen, gefüllt mit Kräutern. Die zierliche Frau erklärt uns in Englisch, was ihr Mann für Heilungen anbietet.

Plötzlich kommt ein älterer Mann herein und begrüsst uns. Bereits nach einem kurzen Augenblick merken wir, dass wir dem Mann vertrauen. Er hat ein wunderschönes Gesicht, mit einer starken Ausstrahlung. Wir schätzen ihn zwischen 70 und 80 Jahre alt, er sieht voller Energie und vital aus. Bei unserer Ankunft hat er draussen gearbeitet, nun hat er sich andere Kleider angezogen. Wir dürfen wünschen, ob wir eine Massage oder eine spirituelle Heilung möchten. Die Massage kostet 500 Pesos, bei der spirituellen Heilung dürfen wir geben, was wir möchten.

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Eine Behandlung zur Stärkung des Immunsystems

Simon ist auf unserer Reise immer wieder von Erkältung und Fieber geplagt, wir vermuten sein Immunsystem sei angeschlagen. Deshalb traut er sich als erster und setzt sich auf die Bank vor den Schamanen. Dieser schliesst seine Augen und beginnt Simons Schläfen zu massieren. Als er seine Augen wieder öffnet, meint er, Simon hätte viel schlechte Luft im Bauchbereich. Er holt eine Flasche voll Kräuter und massiert das Öl behutsam am Kopf ein. Dazu spricht er ganz leise, für uns unverständliche Sätze. Er geht ganz langsam vor und massiert ein Körperteil nach dem Anderen. Wenn er mit einem Körperteil fertig ist, haucht er Luft über die ölige Haut und murmelt vor sich hin. Zum Schluss gibt er Simon eine Kräutermischung zum Trinken.

Nun darf sich Simon bis zum nächsten Tag nicht waschen. Wir sind gespannt, was für eine Wirkung er spüren wird.

Die Schamanin von Cantabon

Auf dem Weg von San Antonio nach Cantabon lebt eine zweite Schamanin. Ein Schild auf der linken Seite führt zum Haus der Familie Ponces. Wir werden vom Mann der Schamanin in Empfang genommen und dürfen auf einer Bank warten. Denn hier ist deutlich mehr los als beim Schamanen in San Antonio. Einheimische wie auch Touristen scheinen auf die Kräfte der Frau zu vertrauen.

Vor uns wird gerade eine ältere Filipina behandelt. Sie hat so starke Verdauungsbeschwerden, dass sie kaum mehr gehen kann. Bereits zwei Mal war sie beim Arzt, welcher ihr Medikamente verschrieb. Diese zeigten jedoch keine Wirkung und nun sollen die Kräfte der Schamanin die Beschwerden heilen. Dann wird ein junger Mann behandelt, welcher seinen Arm kaum mehr bewegen kann. Während der Behandlung hat er starke Schmerzen. Nun sind endlich wir an der Reihe, vorher wird aber noch kurz ein Selfie mit Patienten, Schamanin und uns gemacht.

Eine spirituelle Ritualheilung

Nun ist Malou an der Reihe. Sie hat kein bestimmtes Leiden, weshalb die Schamanin eine spirituelle Ritualheilung vorschlägt. Neben einer Holzpritsche steht in der Mitte des Raumes ein Stuhl, dahinter steht die Schamanin. Malou nimmt aufgeregt Platz, auf einem Regal daneben stehen über zehn Flaschen, gefüllt mit Kräutern und Öl. Mit uns im Raum sind einige Familienmitglieder, eine Tochter stillt ihr Kind, ein Junge ist am Spielen und immer wieder kommt jemand hinzu oder verlässt den Raum. Die Heilung findet mitten im Alltag der Familie statt.

Die Schamanin stellt einen Behälter voller Glut unter den Stuhl, Rauch steigt in die Luft. Mit einem Tuch bedeckt sie Malous Körper, sodass nur noch der Kopf hinausschaut. Sie berührt mit ihren Händen die Schläfen, murmelt und wird wieder still. Immer wieder gibt sie Druck auf verschiedene Punkte und massiert. Plötzlich zieht sie ruckartig das Tuch weg und eine riesige Rauchwolke steigt in die Luft. Das Räuchern dient der Reinigung und soll vor Unglück schützen.

Nun beginnt die Schamanin mit dem Öl aus der Kräuterflasche verschiedene Körperteile zu massieren. Die Massage fällt viel stärker aus, als erwartet, immer wieder hält sie inne, drückt einen bestimmten Punkt und murmelt. Als sie zum Bauch gelangt, entscheidet sie, hier eine intensivere Massage zu machen. Malou muss sich hinlegen, die Schamanin massiert intensiv die Organe und murmelt gleichzeitig vor sich hin.

Bei der Schamanin darfst du für die Behandlung bezahlen, was du möchtest. Du kannst ausserdem ein Amulett oder eine Kräutermischung kaufen.

Unser Fazit zu den Schamanen

Wir empfinden die Heilung bei den Schamanen als eine interessante Erfahrung, es hat uns gutgetan und wir würden es wieder machen. Die Schamanen und Hexen sind seit Langem ein wichtiger Teil Siquijors und deshalb war es uns wichtig, mehr darüber zu erfahren. Falls du unsicher bist, denk daran, diese Familien leben in besonders einfachen Verhältnissen. Dein Geld ist also gut investiert und kommt genau dort an, wo es gebraucht wird.

Hast du bereits Erfahrungen bei einem Schamanen gemacht? Würdest du dich auf eine Behandlung einlassen?