Endlich führt uns unsere Reise nach Varanasi. Viel haben wir von dem heiligen Ort gehört, viel Gutes aber auch schwieriges. Wie so oft in Indien, die einen lieben es, die anderen hassen es. Umso gespannter sind wir, was es bei uns auslösen wird.

In diesem Reisebericht erzählen wir über unsere eigenen Erfahrungen in Varanasi und was wir dir deshalb empfehlen können.

Alltag in Varanasi

Früh morgens kommen wir in Varanasi an, viele Menschen und viel Verkehr auf den Strassen, soweit nichts Neues. Um unser Hotel zu finden, brauchen wir ein paar Anläufe und Google Maps, denn es ist nicht einfach sich in den schmalen, verwinkelten Gassen zu orientieren. Wir laden unser Gepäck ab und es zieht uns sofort zum Ganges, zum heiligen Fluss in Varanasi.

Dieser Ort wird auch Stadt des Lebens (Kashi) genannt und gilt als eine der sieben heiligen Städte im Hinduismus. Die Menschen kommen hierher, um sich im Wasser des Ganges reinzuwaschen oder um hier zu sterben. Einige warten in einem Sterbehospiz auf den Tod, andere draussen am Ganges. Einige verweigern zu Essen oder Medikamente zu nehmen, um schneller sterben zu können, denn wer in Varanasi stirbt, kann erlöst werden. Das heisst er oder sie kann aus dem Kreislauf von Tod und Wiedergeburt befreit werden.

Am Ufer des Ganges gibt es zu jeder Tageszeit viel zu sehen, doch besonders früh morgens ist die Stimmung einzigartig. Sadhus, die heiligen Männer, meditieren. Männer waschen sich im Ganges, Frauen waschen die Wäsche, eine Gruppe führt ein Ritual durch, es wird gebetet und Mantras gesungen. Es ist laut, wild, farbig, es ist anders. Der Tag am Ganges beginnt früh, um 5 Uhr herrscht bereits Hochbetrieb und die Atmosphäre ist im positiven Sinne Energiegeladen.

Versuche so oft es geht, frühmorgens am Ganges zu sein. Schlafen kannst du später, nicht wenn du in Varanasi bist.

Verbrennung der Toten

Die Verbrennung der Menschen die in Varanasi sterben, findet mitten im Alltag der Einheimischen statt, am Manikarnika Ghat. Die Toten werden auf Barren aus Bambusholz mit Tüchern bedeckt, mit Blumen dekoriert und durch die Stadt zum Verbrennungsplatz getragen. Dort wird die Leiche am Ufer ein letztes Mal ins Wasser des Ganges getaucht, bevor das Holz vorbereitet wird. Je mehr Geld eine Familie hat, umso wertvolleres Holz kann sie sich leisten. Die einfachen Feuerstellen am Boden sind günstiger, als die teuren auf einem Podest.

Nach einem kurzen Ritual mit den Angehörigen wird das Holz angezündet, zwischendurch kommt eine Kuh vorbei und frisst ein paar Blumen. Die Hunde schnuppern an allem, besonders wenn das Feuer langsam ausgeht. Gleichzeitig besuchen ein paar Kinder einen Schwimmkurs im Ganges, inklusive farbigen Badekappen und Schwimmbrettern. Manchmal trauen wir unseren Augen kaum, die Situation scheint surreal. Der Tod ist in Varanasi alltäglich, etwas Natürliches, was zum Leben dazugehört. Es ist kein Hadern zu spüren, keine Fragen nach dem Warum, keine dramatischen Szenen. Der Tod ist Alltag in Varanasi.

Wir haben das Gefühl die Inder und Inderinnen sind uns beim Thema Tod viel Voraus. Während in unserer Welt alles gemacht wird, um den Tod zu verhindern, wird er hier als zum Leben dazugehörend akzeptiert, ja sogar als Erlösung angesehen.

In Indien ist den Menschen kaum etwas unangenehm, so auch bei der Verbrennung der Toten. Es ist völlig okay zuzusehen. Es hat Plattformen und Bänke, wo die Menschen verweilen, während sie der Verbrennung eines Toten zusehen. Touristen sollen aber selbstverständlich keine Fotos machen.

Die Erfahrungen in Varanasi werden uns nicht mehr loslassen und das ist gut so.

Bootstour in Varanasi

Die berühmte Bootstour in Varanasi ist ein Highlight jeder Indienreise. Die Eindrücke an den Ghats wirken vom Wasser nochmals anders. Sitzt du an den Ghats bist du mittendrin, aber vom Boot kannst du das Geschehen mit etwas Abstand beobachten.

Um 5.00 Uhr morgens starten wir eine Bootstour über den Ganges und beobachten das Leben an den Ghats von der anderen Seite. Wir sind in der Nebensaison in Varanasi, die Bootsfahrer sind also gewillt ihre Preise zu senken, in der Hauptsaison soll dies anders sein. In der German Bakery kannst du eine Bootsfahrt zu fixen Preisen buchen, 50 Rupie pro Boot und zusätzlich 100 Rupie pro Person. Handelst du selbst mit den Bootsfahrern, geht es auf jeden Fall günstiger.

Die Bootstour kannst du zum Sonnenaufgang oder nach Sonnenuntergang machen, sodass es viel zu sehen gibt oder du die Zeremonie am Dashashwamedh Ghat vom Wasser geniessen kannst.

Zeremonie am Dashashwamedh Ghat

Nach Sonnenuntergang um 19.15 Uhr (die Zeit variiert je nach Saison) findet beim Dashashwamedh Ghat eine Zeremonie statt. Fünf Brahmanen (höchste Kaste) stellen die üblichen vier Elemente, Feuer, Luft, Wasser und Erde und das zusätzliche Element Spirit (Geist, Sein) dar. Sie schwenken Feuerschalen und Räucherstäbchen, begleitet durch Gesang und Glockenklänge. Ähnliche Zeremonien gibt es auch an anderen Ghats.

Wenn du die Zeremonie vom Ganges aus beobachten möchtest, kannst du um 18.00 Uhr in ein grosses Boot beim Dashashwamedh Ghat einsteigen. Da viele Menschen auf dem Boot sind, bezahlst du nur wenig.

Vishwanath Tempel

Wenn du durch die verwinkelten Gassen spazierst, wirst du plötzlich auf eine unendlich lange Menschenschlange treffen. Diese warten geduldig für den Einlass in den Vishwanath Tempel. Denn dieser Tempel ist Shiva geweiht und ist mit 800 Kilogramm Gold verziert.

Wir wurden ein paar Mal von Sicherheitsleuten gefragt, ob wir in den Tempel möchten und konnten unkompliziert rein. Ansonsten gibt es beim Gate 2 einen Schalter, wo Ausländer ihren Pass zeigen müssen. Taschen, Telefone, Kameras und eigentlich auch sonst alles dürfen nicht mitgenommen werden.

Yoga in Varanasi

Morgens um sechs Uhr findet am Assi Ghat eine Yogastunde statt, wo wir mit über 50 Indern und Inderinnen Atemübungen und Asanas machen. Zum Schluss wird noch gemeinsam gelacht, Lach-Yoga ist eine wunderbare Erfahrung. Besonders weil die indischen Menschen keine Hemmungen haben und ihr Lachen so ansteckend ist, auch bei den Atemübungen lassen sie sich gehen. Während Ausatmen wie ein Tiger in Europa eher leise tönt, wird hier gebrüllt. Diese Yogastunde ist ein berührendes und inspirierendes Erlebnis.

Der beste Lassi

In Varanasi soll es den besten Lassi Indiens geben, das haben wir doch schon mal in Jaipur gehört, oder nicht? In 6 Monaten Indien haben wir viele Lassis getestet und ja, das Restaurant Blue Lassi in Varanasi ist ganz weit vorne. Kokos-Schokolade-Cranberry Lassi, Safran-Pistazien und viele mehr. Während wir unseren Lassi geniessen, werden die Toten durch die Gasse, an uns vorbei zum Verbrennungs-Ghat getragen.

Öle und Düfte shoppen in Varanasi

Im NaturaIndia Shop in der Nähe des Assi Ghat kannst du Essenzen sowie Öl und natürliche Parfüme kaufen. Oft weisst du in Indien nicht, was du kaufst und Öle werden mit günstigen Produkten vermischt. In diesem Geschäft ist das nicht so, wir verbringen über eine Stunde im Laden, probieren alle Düfte aus und hören den interessanten Geschichten zu den Düften zu.

Hotel in Varanasi

Varanasi ist ein touristischer Ort und so ist die Auswahl an Hotels in alles Preisklassen gut. Achte darauf, wo deine Unterkunft ist, möchtest du in den verwinkelten Gassen bei den Ghats übernachten oder lieber etwas ausserhalb? Einige Hotels haben eine Dachterrasse mit Blick auf den Ganges.

Hier kannst du dir ein Zimmer auf booking.com* in Varanasi buchen.

  • Günstig: Im Hotel Wander Station* gibt es Schlafsäle oder wunderschöne Doppelzimmer. Das Hotel hat eine tolle Dachterrasse, ein guter Ort, um Menschen kennen zu lernen. Günstige Doppelzimmer findest du im Azure Paying Guesthouse*

  • Mittelklasse: Die Zimmer in weiss im Safarnama Varanasi* Hotel wirken ganz beruhigend nach dem wilden Leben am Ganges. Die Unterkunft liegt zentral in der Nähe des Dashashwamed Ghat und das Personal ist freundlich und hilfsbereit. Die Zimmer haben keine Fenster, im Hotel Wander Station* gibt es solche mit.

Anreise und Transport

Varanasi hat einen grossen Zugbahnhof und eine Busstation, wo es Verbindungen in viele Städte im Norden Indiens gibt. Die Züge von und nach Varanasi haben oft eine Verspätung von über 10 Stunden, es kann sich, je nach Zeitplan, lohnen den Bus zu nehmen.

Wir fahren von Varanasi mit dem Zug etwa 20 Stunden nach Rishikesh. Die Fahrt in der Sleeper Class kostet etwa 800 Rupie (ca. 11 CHF/ EUR 9).

Unser Fazit zu Varanasi

Uns hat Varanasi beeindruckt, überrascht, begeistert und nachdenklich gestimmt. Es sind intensive Tage die wir an diesem heiligen Ort verbringen, unser Fazit ist aber positiv. Wir sind während der Nebensaison in Varanasi. Es ist zwar unglaublich heiss, dafür sehen wir wenig von den aufdringlichen Verkäufern und Händlern, von denen wir vieles gehört hatten. Eines ist klar, Reisende in Varanasi müssen Nein sagen können. Und zwar bestimmt und hart bleiben. Alle müssen für sich selbst entscheiden, wie viel sie sehen möchten und verarbeiten können. Aber so genau können wir uns das vor einem Varanasi Besuch gar nicht vorstellen, irgendwie muss man da durch.

Wir bleiben auch in Varanasi, so surreal es für uns auch ist, der indischen Kultur gegenüber offen und positiv gestimmt. Dies trägt dazu bei, dass unser Besuch am heiligen Ganges so positiv verläuft. Indien hat uns gepackt, einmal mehr. Namasté.

Erzähl uns unbedingt von deinen Erlebnissen in Varanasi. Wir sind so gespannt.

Dieser Beitrag enthält Empfehlungs-Links. Wenn du etwas über diese Links kaufst, erhalten wir eine kleine Provision. Für dich entstehen keine zusätzlichen Kosten und du unterstützt uns so bei der Arbeit an diesem Reiseblog. Ganz lieben Dank dafür.