Unglaublich, wir können es beide kaum fassen, schon seit über einem Jahr reisen wir von einem Ort zum nächsten. Über ein Jahr leben wir aus dem Rucksack, haben kein Zuhause mehr und wissen nicht wo wir ein paar Tage später sein werden. Vor Beginn unserer Reise hatten wir kaum Pläne, wir wussten nicht wohin und nicht wie lange. Wir wollten es nicht wissen, es einfach auf uns zukommen lassen und schauen wohin es uns treibt. Wir hatten keine Ahnung, wie sich so eine lange Reise auf uns auswirken wird. Vielleicht werden wir nach 6 Monaten genug haben, oder nach einem Jahr?

Nein, wir haben noch lange nicht genug. Das Entdecken dieser Welt macht uns immer wie mehr Freude und unser Leben fühlt sich so gut an. Wir spüren, dass wir uns fest verändert haben, all die Erlebnisse, die Begegnungen und Momente haben ihre Spuren in uns hinterlassen und das ist gut so.

Unser Highlight

Ein Highlight des letzten Jahres zu benennen ist schwierig. Lieber möchten wir in diesem Artikel nochmals auf das ganze Jahr schauen und zurück denken an einzelne Erlebnisse.

Die Hälfte der Zeit haben wir in Indien verbracht, diese Zeit war somit besonders prägend. In Indien tauchten wir in eine Welt ein, welche so unfassbar gegensätzlich zu unserer ist und uns fasziniert hat. Aber da war ja auch die besonders schöne Natur in Sumatra, die liebevollsten Menschen in Myanmar, das leckere Essen in Malaysia und das Heimatgefühl in Bangkok.

Abschied von Zuhause

Am 23. November 2017 sitzen wir tränenüberströmt im Flugzeug Richtung Bangkok. Der Abschied, nein die unzähligen Abschiede von jedem einzelnen waren anstrengend und haben uns viel Energie gekostet. Wir haben unser Zuhause geräumt und unser Hab und Gut verkauft. Dabei mussten wir uns immer wieder überwinden, stark bleiben und uns an unser Ziel erinnern. Seit Jahren war diese Reise ins Ungewisse unser grosser Traum, wir haben darauf gearbeitet, gespart und gewartet. Und nun ist es so weit, unser Traum wird wahr und wir sitzen erschöpft in einem Café in Bangkok. Es ist laut, der Verkehr wild und überall die vielen Menschen. Wir fühlen uns überfordert und ein wenig ratlos. Unsere Traumreise hat endlich begonnen, sollten wir jetzt glücklich sein und vor Energie sprühen?

Vor unserem Start hatten wir kaum Pläne für unsere Reise. Einfach losziehen und schauen wohin es uns treibt. Heute geniessen wir dieses planlose Leben unglaublich fest, doch zu Beginn der Reise hätte uns ein Plan das Leben wohl ein wenig einfacher gemacht.

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1 Monat in Thailand

Der Start in Bangkok ist nicht einfach und wir spüren schnell, dass wir aus der Stadt raus müssen. Wir fahren nach Hua Hin, ein Ort am Strand in der Nähe von Bangkok. Eine gute Entscheidung, wir verbringen ein paar Tage am Strand, entspannen und haben Zeit zum Ankommen. Wir schlafen viel und können uns langsam auf das kommende Abenteuer einlassen.

Wir fahren weiter in den Norden, verbringen viel Zeit in der Natur und entdecken unsere Lieblingsbeschäftigung auf Reisen, das Motorrad fahren. Wir lieben es durch verlassene Dörfer zu fahren und versteckte Aussichtspunkte zu entdecken, dabei den Wind in den Haaren zu spüren und den Kindern zu winken. Bis heute ist dies unser liebstes Transportmittel. Ob wir uns mal ein Motorrad kaufen sollten, um ein ganzes Land auf zwei Rädern entdecken zu können?

1 Monat in Myanmar

Nach einem Monat in Thailand überqueren wir die Grenze nach Myanmar zu Fuss und bereisen den unberührten Süden des Landes. Die Unterschiede zu Thailand sind extrem, die Menschen leben in einfachsten Verhältnissen, die Strassen sind in schlechtem Zustand und wir sehen kaum westliche Einflüsse. Die Eindrücke sind intensiv, doch wir fühlen uns beide unglaublich wohl unter den Birmanen und uns wird klar, dass wir solche Erlebnisse auf unserer Reise suchen. Im Süden treffen wir kaum Touristen und das Interesse der Einheimischen an uns, ist riesig.

Wir fahren mit einem Motorrad die Küste von Dawei runter und baden an einsamen, weissen Sandstränden. Wir fühlen uns wie auf einer Achterbahn, wenn wir in Minivans auf den kaputten Strassen Richtung Süden fahren. Dort entdecken wir die Seenomaden Moluken, feiern Weihnachten und Silvester in verlassenen Dörfern ohne Feste und ohne Weihnachtsdeko, ganz für uns allein. Und wir finden im Ganzen Süden kein einziges Mal funktionierendes WiFi, was für ein schönes Erlebnis.

In Yangon entdecken wir eine Achterbahn in einem verlassenen Vergnügungspark, wir fühlen uns wie in einer mystischen Filmszene und nutzen diese einzigartigen Motive für tolle Fotos. Die intensive Zeit in Myanmar beenden wir mit unserem ersten Workaway in einem Meditationszentrum. Wir pflegen kranke und alte Menschen, versuchen ihnen Abwechslung im Alltag zu bieten und meditieren täglich.  Wir begleiten die Mönche auf ihrer Almosentour und sind überwältigt von der Grosszügigkeit der Menschen, welche selber kaum etwas besitzen. Und wir sind überrascht wie der Alltag in einem solchen Zentrum funktionieren kann, ein Ort an dem Menschen nur freiwillig arbeiten und Geld nur durch Spenden fliesst. Die Zeit im Meditationszentrum ist besonders beeindruckend und prägend für uns.

Unsere Reise durch den Süden Myanmars hat uns begeistert. Unberührte Orte entdecken, welche sich abseits der üblichen Touristenpfade befinden, so wollen wir zukünftig mehr reisen.

6 Monate in Indien

Und dann passiert es, dass wir viel früher als gedacht nach Indien fliegen.  Das einzige Land, welches fix auf unserem Plan steht.

Südindien

Wir sitzen im Flieger und sind nervös, so viel haben wir über Indien gehört, gelesen und uns ausgemalt. Und nun werden wir bald unseren ersten Fuss in dieses bunte Land setzten, ob es so wird, wie wir es uns vorgestellt haben? Zuerst treffen wir in Mumbai unsere liebe Freundin Julia aus der Schweiz und entdecken mit ihr eine weitere Grossstadt. Mumbai ist erstmal gar nicht so spektakulär oder anders als all die Grossstädte in Asien. Doch etwas fällt uns auf, vom ersten Frühstück an sind wir vom indischen Essen begeistert. Das Angebot an vegetarischen Gerichten ist riesig und alles Neue was wir probieren, schmeckt würzig, lecker und anders.

Von Mumbai fahren wir nach Goa, erst später werden wir bemerken, dass diese zwei Orte kaum etwas mit dem Rest von Indien gemeinsam haben. In Goa treffen wir weitere Freunde aus der Schweiz und feiern Feste, was wir die nächsten 6 Monate nicht mehr finden werden, aber auch nicht vermissen.

Das echte Indien

Nach Goa brauchen wir einen Ort ohne Touristen, endlich wollen wir das echte Indien sehen und fahren nach Bijapur. Abseits der Touristenpfade kommen wir mit der indischen Kultur in Kontakt, mit den schönen wie auch schwierigen Seiten. Es ist viel einfacher als anderswo mit den Einheimischen in Kontakt zu kommen, sie sind unheimlich offen und setzten sich für ein Gespräch zu uns. Für uns sind ihre guten Englischkenntnisse ein grosser Vorteil und wir geniessen den intensiven Kontakt.

Wir reisen weiter durch den Staat Karnataka, geniessen die wunderschöne Landschaft in Hampi, laufen über die Kaffeeplantagen in Coorg und couchsurfen in Mysore. Und erleben einen weiteren unvergesslichen Tag, als wir von Kopf bis Fuss mit Farbe bedeckt das Holi Festival feiern. Kerala begeistert uns, von den Backwaters, über Strände und Teeplantagen im kühlen Munnar, Kerala ist besonders vielfältig. Wir verteilen Essen an Obdachlose, sammeln viel Erlebnisse bei einem Workaway mitten im Dschungel, wo wir vor Rangern durch die Wildnis flüchten müssen und in der Dunkelheit von grossen Tieraugen angestarrt werden. Was für ein Tier es ist, werden wir nie erfahren. Die Zeit in Südindien schliessen wir mit einem Aufenthalt im Ashram Amritapuri ab, wieder eine dieser prägenden, indischen Erfahrungen.

Nordindien

Mit dem Beginn des Monsuns, fahren wir vom Süden Indiens in den Norden. Die Fahrt von Kerala nach Jaipur dauert 47 Stunden. Diese Zugfahrt wird zu einem einzigartigen Erlebnis, wir teilen uns das Zugabteil mit einer indischen Familie und gehören ab der ersten Minute zu ihnen. Sie teilen mit uns ihr Essen, tagsüber sitzen wir zusammen, erzählen Geschichten und Erlebnisse.

Mit unserer Ankunft im Norden in Rajasthan wird es heiss, wir reisen bei über 45 Grad Celsius bis in die Wüste an die pakistanische Grenze. Rajasthan ist bunt, hat viele historische Gebäude und die Menschen sind anders als im Süden. Es geht ruppiger zu und her, es herrscht ein anderer Umgangston. An den müssen wir uns zuerst gewöhnen, doch wir finden auch zu den Menschen im Norden einen Zugang und nach ein paar Tagen bewegen wir uns auch hier schon fast wie Zuhause. Indien macht uns langsam richtig Spass, wir fühlen uns wohl, wissen wie alles funktioniert und durchschauen die Einheimischen. Es ist für uns das erste Mal, dass wir so lange im gleichen Land sind und wir bemerken wie anders eine Reise dadurch wird.

In der Grossstadt New Delhi stossen die beste Freundin von Malou und Simons Bruder zu uns und wir dürfen gemeinsam Einzigartiges erleben. Wir reisen in den hohen und kühlen Norden, lernen in Punjab eine ganz andere Seite Indiens kennen, treffen den Dalai Lama und erleben die verrücktesten Dinge am heiligen Ganges in Varansasi. Dieser Ort ist eines unserer Highlights, der Einfluss dieser Stadt auf uns ist nachhaltig und bis heute denken wir immer wieder an die Bilder der toten Menschen, ihren Angehörigen, den Ritualen und ihrem Umgang mit dem Tod. Eindrücklich und vorbildlich für uns, wir wollen lernen von diesem Volk.

Vipassana Meditation

Zum Schluss unseres grossen Abenteuers in Indien, wollen wir es nochmals richtig wissen. Wir melden uns für einen 10 tägigen Vipassana Meditationskurs an. Nicht sprechen, keinen Augenkontakt und 10 Stunden Meditation täglich. Es ist anstrengend, eine grosse Herausforderung, doch wir schaffen es beide und nehmen viel mit.

Abschied von Indien

Und dann kommt der Tag, an dem unser Visum ausläuft und wir Indien verlassen. Noch nie haben wir uns bei der Ausreise so gefühlt, wir haben Tränen in den Augen und es fühlt sich ein wenig an, wie damals, als wir unser Zuhause verlassen haben.

Unsere Zeit in Indien ist kaum zusammenzufassen, aber eines ist uns beiden klar, wir kommen wieder.

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1 Monat auf Sumatra

Irgendwie führt unser Weg nach Sumatra. Nichts haben wir davon gehört oder gelesen und noch keine Reisenden getroffen, welche die Insel bereits entdeckt haben. Mit entsprechend wenigen Erwartungen kommen wir auf Sumatra an und doch ist da eine Vorstellung. Im Flugzeug treffen wir eine Frau, welche bereits zum fünften Mal auf die Insel fährt. Wir wissen nicht wieso, doch es scheint ihr ein Anliegen zu sein, uns alle negativen Punkte von Sumatra zu erzählen. Solche Gespräche mögen wir gar nicht, doch ohne es zu wollen, löst das Gehörte etwas in uns aus. Hätten wir uns mehr informieren sollen?

Nein hätten wir nicht, denn Sumatra ist wunderschön, die Menschen offen und herzlich und an jedem neuen Ort möchten wir am liebsten länger bleiben. Wir schwimmen im türkis Meer an weissen Traumstränden, dort wo es kaum Touristen hat, wir campen auf einer einsamen Insel, besteigen einen Vulkan und beobachten wilde Orang Utans, ein unvergesslicher Moment. Wir haben uns so gewünscht die Tiere mit dem orangen Fell zu sehen und wandern nervös durch den Dschungel, umso intensiver sind die Emotionen als wir eine Orang Utan Mama mit ihrem Jungen entdecken. Unser Visum läuft aus, eigentlich möchten wir Sumatra nicht verlassen, wir könnten noch viel länger bleiben. Die Natur ist traumhaft schön und besonders kraftvoll.

Ein paar Tage in Singapur

Bis Singapur ist es nur ein kleiner Sprung und nach Indien und Sumatra ist dieses Land eine ganz andere Welt. Zum Glück können wir auf dem Sofa eines Couchsurfers übernachten, denn die Preise entsprechen nicht ganz unserem Budget. Wir können den Komfort, das Moderne, das Westliche, diese andere Welt für ein paar Tage geniessen, freuen uns aber dann, weiter nach Malaysia zu reisen.

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6 Wochen Malaysia

Gefühlsmässig erleben wir in Malaysia nicht viel, was auch damit zusammenhängt, dass wir noch langsamer unterwegs sind als sonst. Wir verbringen viel Zeit mit „Sein“, machen Yoga, gehen Joggen, knüpfen Armbänder, teilen Erlebnisse mit anderen Reisenden und geniessen es, unendlich viel Zeit zu haben. Dadurch gelingt es uns aber nicht, uns auf das Land und die Kultur einzulassen, wir haben das Gefühl keine Verbindung zu finden. Und so sind wir von Malaysia nicht begeistert, haben aber trotzdem eine schöne und ruhige Zeit in diesem Land. Ach und dann entscheiden wir uns zu dieser Zeit, hosting und Server unseres Blogs zu wechseln und erleben während einer Woche wenige Hochs und viele Tiefs. Es ist eine grosse Herausforderung für zwei, die wenig Ahnung von all den Fachwörtern haben. Aber wir haben es geschafft und schon fast ein bisschen vergessen, wie stolz wir darauf sein können.

1 Monat in Myanmar

Für den letzten Monat des ersten Jahres dürfen wir noch einmal ins zauberhafte Myanmar reisen und zusammen mit Simons Mama den Norden bereisen. Es ist immer wieder schön Besuch von zu Hause zu erhalten und wir sind dankbar, dass unsere Liebsten zu uns kommen. Es macht das Heimweh ein bisschen einfacher, auch wenn der Abschied besonders schwerfällt.

Der Norden Myanmars ist touristischer und anfangs sind wir überrascht, Busse, Hotels, Restaurant und besonders die Strassen sind ganz anders als im Süden. Sind wir noch im gleichen Land? Wir erleben wieder so viel wunderbares und Eindrückliches. Das Trekking von Kalaw zum Inle Lake durch die verlassene Landschaft und die herzlichen Einheimischen sind ein einzigartiges und unvergessliches Erlebnis. Und der Sonnenaufgang über den Pagoden in Bagan ist etwas vom Schönsten, was wir je gesehen haben.

Schwierigkeiten

Wir hatten in unserem ersten Jahr auf Reisen Glück, uns wurde nichts gestohlen, wir hatten keinen Unfall und auch sonst gab es nie ein grösseres Problem. Das ist nicht selbstverständlich und wird bestimmt nicht immer so sein, doch wir sind dankbar, bis jetzt so entspannt reisen zu können.

Je länger wir reisen, umso langsamer reisen wir. Wir wollen nicht alle paar Tage weiterziehen, bleiben gerne länger am gleichen Ort. Das ist wahrscheinlich auch einer der Gründe, weshalb wir nicht Reisemüde sind. Wir lassen uns viel Zeit, sind gemütlich unterwegs. Manchmal haben wir keine Lust mehr, um Preise zu feilschen oder sind genervt, stundenlang für eine einfache Information fragen zu müssen. Das trifft meist dann ein, wenn wir einen schlechten Tag haben.

Unsere grösste Schwierigkeit ist das Vermissen unserer Liebsten. Sie fehlen auf unserer Reise, oft würden wir gerne kurz für ein gemeinsames Abendessen nach Hause fliegen oder einfach, um sie in die Arme zu nehmen.

Wie es 2019 weitergeht

Und so geht dieses erste Jahr auf Reisen zu Ende. Wir sind zurück in Thailand und arbeiten als Freiwillige in einem Permakulturprojekt. Freiwilligenarbeit bedeutet für uns auch eine Auszeit vom Reisen, wir bleiben an einem Ort, es gibt einen Alltag, eine Beständigkeit. Für ein paar Wochen tut uns das ganz gut, umso grösser ist dann die Lust für das nächste Abenteuer.

Im letzten Jahr sind wir immer wieder in Bangkok gelandet, die Stadt scheint das Zuhause unserer Reise zu sein. Und so beziehen wir immer das gleiche Zimmer im gleichen Hotel und essen jeden Morgen unsere Lieblingsnudelsuppe im gleichen Restaurant. Kommen wir nach Bangkok, fühlt es sich ein bisschen an, wie nach Hause kommen.

Im Januar reisen wir auf die Philippinen. Wohin und wie lange wissen wir, nicht. Ein Ende unserer Reise ist nicht in Sicht, Pläne haben wir keine, dafür tausend Ideen im Kopf. Wir freuen uns auf 2019 und sind neugierig was das Jahr für uns bereithält.